Aktuelles
22.05.2025
Kultur mit Makulaerkrankung erleben
Praktische Tipps für einen barrierefreien Besuch in Museum, Theater und Co.

Ob Museum, Theater, Konzert oder Lesung – Kulturangebote erfreuen sich großer Beliebtheit und werden gerne besucht. Nicht nur für Unterhaltung, sondern auch für die Auseinandersetzung mit Geschichte, Politik und Philosophie. Umso wichtiger ist es, dass auch Menschen mit Sehbeeinträchtigung teilhaben und barrierefreie Kulturangebote in Anspruch nehmen können. Hier gibt es einige Tipps, wie Sie Kultur auch mit Seheinschränkung genießen können.
Kultur in allen Farben und Formen
Die deutsche Kulturlandschaft ist vielfältig und über alle Bundesländer verstreut. Es spielt also keine Rolle, ob Sie im Norden, Süden, Osten oder Westen des Landes wohnen. Museen, Theater, Konzerte und Co. gibt es fast überall und oft auch zu erschwinglichen Preisen.
So geht barrierefreie Kultur mit Netzhauterkrankung
Viele Museen, Theater und Veranstaltungsorte setzen sich dafür ein, Barrieren abzubauen und die Kulturlandschaft inklusiver zu gestalten, damit u.a. auch Menschen mit Seheinschränkung daran teilhaben können. Hierfür stehen verschiedene Angebote und Hilfsmittel bereit, die Ihnen den Zugang erleichtern. Viele Veranstalter informieren auf ihrer Website über die Barrierefreiheit vor Ort – wenn Sie sich unsicher sind, fragen Sie persönlich nach (per Telefon oder E-Mail). So stellen Sie sicher, dass die Kulturstätte für einen Besuch mit Sehbeeinträchtigung geeignet ist.
Auf diese barrierefreien Bedingungen können Sie vor einem Besuch achten
Taktile Unterstützung: In einigen Museen haben Sie die Möglichkeit, Exponate in Form von 3D-Modellen zu ertasten. So entsteht ein klareres Bild vor dem inneren Auge und die Exponate werden im wahrsten Sinne des Wortes „greifbarer“.
Mithilfe von Ausstellungstexten in Brailleschrift können Sie noch mehr über die Geschichte und Künstler der Exponate erfahren. Für eine bessere Orientierung in den Räumlichkeiten können darüber hinaus tastbare Lagepläne sorgen.
Audioguides mit detaillierten Beschreibungen: Spezielle Audioguides liefern Ihnen nicht nur allgemeine Informationen, sondern beschreiben Kunstwerke, Räume und Exponate so detailliert, dass eine klare innere Vorstellung davon entsteht. Das vereinfacht auch den Austausch mit anderen, wenn Sie z. B. in Begleitung vor Ort sind oder mit anderen Besuchern ins Gespräch kommen. Audioguides funktionieren in vielen Fällen über einfache Kopfhörer zum Aufsetzen, die vor Ort kostenlos zur Verfügung stehen. Fragen Sie einfach beim Personal nach.

Spezielle Führungen: Einige Kulturinstitutionen bieten Führungen an, die gezielt auf die Bedürfnisse von Menschen mit Seheinschränkungen abgestimmt sind. Geschultes Personal führt Sie durch den Besuch und sorgt mit ausführlichen, bildhaften Beschreibungen dafür, dass ein lebendiges Bild und ein interaktives Erlebnis entsteht. Häufig werden auch weitere Sinne eingebunden, wie z. B. akustische Elemente oder Tast-Möglichkeiten. Ein weiterer Vorteil solcher Führungen ist die Möglichkeit, weiterführende Fragen zu stellen und mit anderen Teilnehmenden bzw. kulturinteressierten Betroffenen in Austausch zu kommen.
Barrierefreie Infrastruktur: Ein barrierefreier Kulturbesuch beginnt oft schon bei der Anreise zum Veranstaltungsort. Informieren Sie sich vorher, ob es z. B. eine nahegelegene Bus- oder Bahnhaltestelle und ein Bodenleitsystem gibt, das Ihnen den Weg zum Eingangsbereich leitet. Einige Kulturstätten verfügen auch über „sprechende“ Eingänge, die Ihnen akustisch mitteilen, welchen Raum Sie gerade betreten und wo Sie sich befinden. So kann bereits die Ankunft stressfreier werden.

Idealerweise gibt es auch geschultes Personal vor Ort, das Ihnen alle barrierefreien Angebote erläutern und Orientierungshilfe für einen sicheren Aufenthalt geben kann. Auch hier gilt: Fragen Sie nach, wenn Sie unsicher sind!
Barrierefreie Websites: Viele Tickets für Kulturveranstaltungen sind heutzutage auch online erhältlich. Das geht oft schneller, Sie sparen sich das Anstehen und können ganz in Ruhe die Preise und mögliche Vergünstigungen prüfen. Als Mensch mit Sehbeeinträchtigung ist es in diesem Fall allerdings wichtig, dass auch die Website barrierefrei gestaltet ist. Dazu gehören Screenreader-optimierte Inhalte, kontrastreiche Schrift und natürlich Informationen zu barrierefreien Angeboten vor Ort. Ist das nicht gegeben, empfiehlt es sich, persönlich nachzufragen und ggf. telefonisch beraten zu lassen. Alternativ können Tickets auch weiterhin direkt am Veranstaltungsort gekauft werden.
Besondere Kulturhighlights für Menschen mit Seheinschränkung
Die Hamburger Kunsthalle bietet Menschen mit Seheinschränkung die Möglichkeit, an regelmäßigen speziellen Führungen teilzunehmen und stellt für Sonder- und Dauerausstellungen eine Audiodeskription zur Verfügung. Auch ein Gebäudeplan und eine Audio-Wegbeschreibung für die Anfahrt kann online heruntergeladen werden.
Das Museum Brandhorst in München bietet Besucherinnen und Besuchern mit Seheinschränkung eine sogenannte „Tastführung“, bei der entlang von verschiedenen Stationen verborgene Gegenstände ertastet werden, die etwas über die Geschichte und Bedeutung der Kunstwerke erzählen. Ein interessanter und interaktiver Museumsbesuch!
Das Schauspiel Leipzig bietet mindestens einmal im Monat eine Theatervorstellung mit Live-Audiodeskription an. Vor Beginn finden eine taktile Bühnenführung sowie eine inklusive Stückeinführung statt. Es besteht auch die Möglichkeit, Kostüme und Requisiten zu ertasten.
Die Erfinder der App „GRETA“ haben es sich zur Aufgabe gemacht, Kinobesuche barrierefreier zu gestalten. Mithilfe der App können Kinobesucherinnen und -besucher mit Seheinschränkung einfach im Kinosaal ihre Kopfhörer einstecken, aufsetzen und sich eine Audiodeskription synchron zum Film anhören. Wer die Bilder auf der Kinoleinwand also nicht gut erkennt, hört sich den Film ganz einfach live vor Ort an. So müssen Sie auch mit Seheinschränkung nicht auf Kino-Atmosphäre verzichten!
Hier erfahren Sie mehr über Barrierefreiheit in der Kulturlandschaft
- Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V. (DBSV)
- InklusivES - Der Esslinger Stammtisch zum Thema Inklusion
- Servicestelle Inklusion im Kulturbereich